Beim Durchtritt durch die verschiedenen lichtdurchlässigen Medien des Auges (Hornhaut, Kammerwasser, Linse, Glaskörper) wird das Licht gebrochen.
Auf der Netzhaut entsteht ein umgekehrtes und stark verkleinertes Bild des betrachteten Gegenstandes.
Um sowohl in der Ferne liegende als auch in der Nähe befindliche Gegenstände scharf auf der Netzhaut abbilden zu können, besitzt das Auge die Möglichkeit, die Brechkraft der Linse über die Ciliarmuskulatur zu verändern (sog. Akkommodation).
Bei Kontraktion des ringförmig um die Linse liegenden Ciliarmuskels erschlaffen die Zonulafasern, über die die Linse aufgehängt ist, und die Krümmung der Linse nimmt aufgrund Ihrer Eigenelastizität zu.
Bei Erschlaffung des Ciliarmuskels werden die Zonulafasern gespannt
und es kommt zu einer Abflachung der Linse.
|
Eine Zunahme der Linsenkrümmung führt zu einer Erhöhung der Brechkraft, die von dem Krümmungsradius der Übergangsfläche, durch die das Licht hindurchtritt, und von der optischen Dichte der Medien abhängt. Das Auge ist in diesem Zustand auf Nähe eingestellt, es ist nahakkommodiert.
Eine Verringerung der Linsenkrümmung verursacht eine Abnahme der Brechkraft, die es ermöglicht, dass auch in der Ferne liegende Gegenstände scharf auf der Netzhaut abgebildet werden können (Fernakkommodation).
Ab einer Entfernung von ca. 6 m ist das Auge "entakkommodiert", d.h., die Linse ist abgeflacht, und die Sehachsen stehen parallel.
Auslösender Reiz für den Akkommodationsvorgang ist eine unscharfe Abbildung eines Gegenstandes in der Fovea centralis, der Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut.
Der Zeitbedarf für die Nahakkommodation beträgt insgesamt ca. 1 s, wovon ca. 0,36 s als Latenzzeit und ca. 0,64 s für die Kontraktion der Ziliarmuskulatur, die Entspannung der Zonulafasern und die Zunahme der Linsenkrümmung benötigt werden.
Die Latenzzeit beschreibt die Zeitspanne zwischen dem Akkommodationsreiz und dem Beginn der motorischen Einstellbewegung über die Ciliarmuskulatur.
Dies macht deutlich, dass es in den schnellen Sport- und Rückschlagspielen durchaus zu Überforderungen der Akkommodationsmechanismen kommen kann. So ist z.B. in der Return- oder Volley-Situation beim Tennis aufgrund des Zeitdrucks - je nach Ballgeschwindigkeit ist der Ball oft weniger als 0,5 s unterwegs - eine (in der gängigen Lehrmeinung oft als notwendig angesehene) foveale Verfolgung und durchgängig "scharfe" Abbildung des Balles bis zum Schläger-Ball-Kontakt nicht möglich.