Lactatwerte bei unterschiedlichen Belastungen

Die jeweils aktuelle Lactatkonzentration im Muskel, im Blut und in anderen Körperflüssigkeiten ist somit immer das Resultat von Lactatbildung, -diffusion, -transport und –elimination.

Aus dem Lactatwert am Ende der Belastung bzw. dem maximalen Nachbelastungslactatwert kann nicht unmittelbar auf den prozentualen Anteil anaerober bzw. speziell lactacider Energiebereitstellungsmechanismen an der Gesamtenergiebereitstellung geschlossen werden.

Nach einem 100-m-Lauf und einem 5000-m-Lauf (jeweils von Athleten auf bundesrepublikanischem Meisterschafts-Endlaufniveau) resultieren annähernd gleiche maximale Nachbelastungslacatwerte, die aber auf einem völlig unterschiedlichen energetischen Hintergrund basieren:

Fig: Lactatbildungsrate

Während das Verhältnis von anaeroben zu aeroben Energieanteilen beim 100-m-Lauf bei etwa 95:5 liegt, beträgt es beim 5000-m-Lauf ungefähr 10:90.

Bei den angegebenen Werten ist allerdings zu berücksichtigen, dass der anaerobe Energieanteil beim 100-m-Lauf zu einem hohen Prozentsatz aus der alaktaziden Komponente resultiert. Trotzdem ist der relative lactatzide Energieanteil immer noch um ein Mehrfaches höher als beim 5000-m-Lauf.

Noch komplexer stellt sich die Situation in den Sportspielen dar, die durch einen kaum vorhersehbaren Wechsel zwischen zyklischen und azyklischen Abläufen mit unterschiedlicher Intensität gekennzeichnet sind. Die hier gemessenen Lactatwerte sind in hohem Maße situationsabhängig. So werden z.B. beim Fußballspiel mittlere Lactatwerte von 4-6 mmol/l gefunden, aber auch einzelne Werte um 12 mmol/l. Ähnliches wird für das Hockeyspiel berichtet, während z.B. beim Volleyballspiel nur mittlere Lactatwerte zwischen 1,5 und 2,5 mmol/l genannt werden. Eine adäquate Interpretation sportspielbezogener Lactatwerte (einschließlich der Ableitung von Konsequenzen für die Trainingspraxis) kann nur unter gleichzeitiger Einbeziehung der Ergebnisse einer differenzierten Spielananlyse (z.B. Länge und Intensität von Laufstrecken, Aktionsdichte, Pausenlänge usw.) erfolgen.