Fig: Verhalten von Creatinphophat (CP) und ATP sowie der Lactatbildungsrate (dLa/dt) und der Lactatkonzentration (LaM) im Muskel beim Sprint
100-m-Lauf
Bei einem 100-m-Lauf stellt man einen deutlichen Abfall des Creatinphosphats fest, der sich mit zunehmender Dauer abflacht. Die Abflachung hat ihre Ursache in dem schon frühzeitigen (nach ca. 2 s beginnend) schnellen Anstieg der Glycolyserate und damit auch der Lactatbildungsrate. Bei Sprintern der Spitzenklasse liegt die Glycolyserate bei ungefähr 3 mmol×kg-1×s-1.
Die hohe Lactatbildungsrate hat zur Folge, dass innerhalb der Zeitdauer eines 100-m-Laufs Muskellactatwerte von 15-18 mmol/kg Muskulatur entstehen. Daraus resultieren Blutlactatwerte von 10-13 mmol/l. Die angegebenen Muskellactatkonzentrationen entsprechen einer ATP-Bildung von 22-27 mmol/kg Muskulatur. Damit wird der Energiebedarf des 100m-Laufs bei maximaler Glycolyserate zu ca. 50% anaerob lactacid gedeckt.
Dieser häufig übersehende Sachverhalt sollte auch bei Überlegungen zur optimalen Gestaltung des Sprinttrainings Berücksichtigung finden. Bei deutlich geringerer maximaler Glycolyserate liegt der lactacide Energieanteil allerdings erheblich niedriger.
Fig: Verhalten von Creatinphophat (CP) und ATP sowie der Lactatbildungsrate (dLa/dt) und der Lactatkonzentration (LaM) im Muskel beim Sprint
400-m-Lauf
Auch beim 400-m-Lauf zeigt sich zu Beginn ein starker Abfall des Creatinphosphats.
Wegen der schnell entwickelnden lactatbedingten Azidose kommt es zu einer wachsenden Hemmung der Aktivität der Phosphofructokinase.
Deshalb kann der Energiebedarf nicht vollständig über die Glycolyse und den oxidativen Stoffwechsel gedeckt werden.Dadurch sinkt die Konzentraion des Creatinphophats kontinuierlich weiter ab und es kommt schließlich innerhalb weniger Sekunden zu einem Abfall des ATP. Die Belastung muss entweder abgebrochen werden oder kann nur mit deutlich geringerer Geschwindigkeit fortgesetzt werden. Aufgrund der längeren Belastungsdauer nimmt die Bedeutung des aeroben Stoffwechsels zu und erreicht einen Anteil von ca. 20-30 % an der Gesamtenergiebilanz.